Von Juliane Anker
Die erste Zeit mit einem neugeborenen Baby ist wundervoll und kostbar. Man möchte es am liebsten die ganze Zeit anschauen, kuscheln und sich rund um die Uhr um den Nachwuchs kümmern. Doch irgendwann kommt die Zeit, in der sich auch frischgebackene Mütter (und Väter) wieder um berufliche Ziele kümmern wollen. Die meisten Frauen denken, dass sie in der Elternzeit sowieso nicht viel machen können und befürchten daher, dass sie komplett aus ihrem Arbeitsalltag herausgerissen werden.
Um genau dieser Entwicklung vorzubeugen, sind Weiterbildungen eine praktische Methode. Wenn man aufgrund der Elternzeit nicht selbst in der Firma anwesend sein kann, seine Zeit aber trotzdem sinnvoll für den Job nutzen möchte, ist eine Weiterbildung eine tolle Alternative. Knapp 86 Prozent der Unternehmen in Deutschland sehen in Weiterbildungen eine Möglichkeit, die Leistungsfähigkeit und Produktivität der Mitarbeiter zu erhöhen. Wieso sollte das nicht auch in der Elternzeit möglich sein?
Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist dieser Ansatz sowohl für Eltern als auch für den Arbeitgeber absolut gewinnbringend. Besonders für Mütter wird dadurch auch der Wiedereinstieg in den Job enorm erleichtert. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2014 wünschen sich viele Eltern genau diese Möglichkeit:
„Einer Umfrage des Bundesfamilienministeriums zufolge wünschen sich 74 Prozent der Arbeitnehmer mit Kind Weiterbildungsmöglichkeiten in der Elternzeit. Für viele ist das der ideale Zeitpunkt, sich um den Nachwuchs zu kümmern und sich zwischen Krabbelgruppe und Sandkasten auf den Wiedereinstieg in den Job vorzubereiten.“
Welche Möglichkeiten gibt es?
Beim eigenen Arbeitgeber:
Da das „lebenslange Lernen“ die Grundlage nahezu jeder Erwerbstätigkeit ist, hat der Aus- und Weiterbildungsmarkt die „Elternzeitler“ längst für sich entdeckt. Am besten fragen Sie als erstes bei Ihrem eigenen Arbeitgeber nach, ob es entsprechende Angebote gibt. Denkbar wären zum Beispiel die Auffrischung des Business-Englisch, eine Weiterbildung in der Buchhaltung oder Sprachkurse für internationale Beziehungen.
So ergeben sich nach der Elternzeit vielleicht sogar neue und anspruchsvollere Aufgaben, sodass die Babypause auch ein Schritt nach vorn sein kann. Zudem haben Sie während dieser Zeit das Gefühl, nicht gänzlich aus Ihrem gewohnten Arbeitsalltag ausgeschlossen zu sein. Sie haben trotz Elternzeit immer noch Kontakt mit dem Arbeitgeber. Auf der Seite des Arbeitgebers sind Weiterbildungen ebenfalls eine lohnenswerte Investition, denn so haben sie die Möglichkeit, den Mitarbeitern gegenüber Wertschätzung auszudrücken.
Bei externen Anbietern:
Wenn der Arbeitgeber solche Leistungen nicht in petto hat, gibt es auch externe Anbieter, die eine Weiterbildung ermöglichen. Mittlerweile gibt es mehr als 35.000 verschiedene Institutionen und Unternehmen dafür. Die Bundesagentur für Arbeit, Volkshochschulen, Akademien und andere Weiterbildungsträger halten ein großes Angebot bereit. Informieren können Sie sich auf den Seiten dieser Einrichtungen ebenso wie bei regionalen Frauenberatungsstellen.
Hier wären Online Studiengänge, Sprach- und Trainingskurse am Wochenende oder am Abend denkbar. Der Vorteil daran: Sie können sich Ihre Zeit selbst einteilen und die Arbeitszeiten an die Gewohnheiten des Kindes flexibel anpassen.
Die Finanzierung der Weiterbildung
Eine Weiterbildung beim eigenen Arbeitgeber ist die wahrscheinlich kostengünstigste Möglichkeit, da diese von der Firma übernommen wird. Fernhochschulen und Akademien stellen dagegen eine finanzielle Belastung dar, da die Gebühren und Kosten mitunter ziemlich hoch ausfallen. Aber auch da gibt es Unterschiede – so ist die Fernuni Hagen zum Beispiel aufgrund der staatlichen Förderung auch während der Elternzeit bezahlbar. Zudem können Sie auch finanzielle Hilfen, wie das „Meister-Bafög“ oder Hilfen vom Europäischen Sozialfonds, beantragen.
Fazit
Selbstverständlich ist es mitunter nicht einfach, Weiterbildung und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bekommen. Das Tempo können Sie in Absprache mit Ihrem Arbeitgeber aber selbst abstimmen. Wichtig ist es vor allem, sich um eine geeignete Betreuung des Kindes zu kümmern, während Sie sich bei der Weiterbildung befinden. Außerdem sollten Sie bedenken, dass das Kind gerade in der Anfangszeit sehr viel Nähe und mütterliche Betreuung braucht – werden Sie also kein Workaholic! In jedem Fall lassen sich individuelle Lösungen finden.
Foto: l i g h t p o e t / Shutterstock
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Das ist ja mal ein informativer, sorgfältig mit Liebe zum Detail geschriebener Artikel. Vielen Dank! 🙂
Hallo. Ich habe vor während meiner Elternzeit einen Minijob zu machen. Allerdings für den Job musste ich 5 Wochen Vollzeit in einer Einarbeitung teilnehmen. Ist es möglich? Zählt es als Weiterbildung? Wenn nicht, fas für eine Alternative habe ich um in der Weiterbildung teilzunehmen?
Vielen Dank
OG